ION Water_Wetsuit Insights

Cold water sessions

Die Wetsuit-Technologie hat in den letzten Jahrzehnten und besonders in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Dank der Weiterentwicklung der verwendeten Materialien gehört eine Winterpause im Wassersport der Vergangenheit an.

Im Winter ist es essenziel, dass deine Körpertemperatur im Wasser aufrecht erhalten wird. Andernfalls ziehen sich die Blutgefäße zusammen und wir beginnen zu frieren – somit kommt die Session zu einem schnellen und meist unglücklichen Ende.

ION-Neoprenanzug-Entwickler Michi Schuster taucht in die neueste Neopren-Technologie ein und zeigt, wie du deine Saison verlängern kannst.

ION Journal Wetsuit insights Maria

Surfen oder Kiten bei 5° Außentemperatur?! Kein Problem!

MICHI, WIE FUNKTIONIERT EIN NEOPRENANZUG? 

Im Optimalfall dringt so wenig Wasser wie möglich in den Anzug ein. Neopren ist ein Schaum mit unzählig kleinen Luftblasen. Dadurch bildet der Anzug eine isolierende Schicht. Da aber immer ein wenig Wasser in den Anzug reinkommt, erwärmt sich dieses durch unsere Körpertemperatur und hält uns warm.  

 

IST NEOPREN GLEICH NEOPREN? GIBT ES UNTERSCHIEDE IN DER ZUSAMMENSETZUNG?

Es gibt verschiedene Arten von Neopren. Petroleum-basiertes, Limestone und Yulex-Neopren. Petroleum-basierend wird mittlerweile immer weniger verbaut, Limestone (deutsch Kalkstein) nutzen wahrscheinlich die meisten Hersteller in unserem Bereich. Yulex ist die umweltfreundlichste Alternative von allen, gleichzeitig aber auch die weniger flexiblere und teuerste Variante. Weitere Unterschiede im Schaum sind Faktoren wie Flexibilität, Härte, Haltbarkeit ... dort gilt es den für den jeweiligen Anzug am besten passenden Schaum zu finden. Wenn er z.B. besonders flexibel ist, ist er natürlich auch teurer. 

WAS HAT ES MIT DOUBLE-LINED UND SMOOTH SKIN AUF SICH?

Smooth Skin ist besonders bei Wind wärmer als Double Lined. Ist man rein auf Wärme aus, dann sollte man auf einen Neoprenanzu mit Smooth Skin setzen. Wenn einem aber der Stretch des Materials sehr wichtig ist, kann man auch im Winter zum doppeltkaschierten (Double Lined) greifen. Grundsätzlich hilft es auch schon sehr, wenn z.B. der obere Rücken bzw. der Oberkörper ein „Skin Panel“, also einen zentriert platzierten Streifen mit Smooth Skin hat. Durch den Einsatz von Thermo Linings wie zum Beispiel Graphene_Plush sind doppeltkaschierte Anzüge heutzutage nahezu so warm wie Smooth Skin. 

ION Journal neoprene thickness for winter

WELCHE NEOPRENDICKE BRAUCHT MAN FÜR HERBST & WINTER?

Das ist pauschal schwer zu beantworten und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Für die meisten Nordeuropäischen Länder empfehle ich für den Herbst 4/3er oder 5/4er, für den Winter einen 5/4er und für die wirklich kalten Tage einen 5/4er mit separater Haube oder sogar einen 6/5er mit integrierter Haube. Zu beachten ist, dass neben der persönlichen Kälteempfindlichkeit, selbstverständlich die Lufttemperatur und die Wassertemperatur ausschlaggebend ist. Dazu wie häufig man sich beim Ausüben der Sportart tatsächlich im Wasser befindet. Surfer sind beispielsweis kontinuierlich im Wasser, während man beim Kitesurfen, je nach Können, weniger mit dem ganzen Körper im Wasser ist.  

Nicht zu vergessen sind unsere Trockenanzüge. Die Fuse Drysuits bewähren sich im Kitefoilen, Wingfoilen, Windsurfen und auf dem SUP, wenn die Temperaturen wirklich eisig sind.  

ION Journal Wetsuit cold water tech Hoods

Stichwort Haube. Wie steht es um die Kopfbedeckung? Haube, Beanie oder die gute alte Pudelmütze?

Die Haube ist für richtig kalte Tage auf jeden Fall die beste Alternative. Im besten Falle gleich einen Anzug kaufen, der eine Haube hat. Ansonsten geht es aber auch sich eine drunter zu ziehen. Beanies würde ich eher für kältere Herbsttage empfehlen als für die richtig kalten Wintertage. Und die Pudelmütze hat auf dem Board nichts zu suchen.  

Ich möchte noch einen Blick auf zwei Szenarien werfen. Wenn man für die wirklich kalten Tage einen Neo mit Hood hat, ist das superpraktisch aber auch am unflexibelsten. Wenn man aber für die Übergangszeit eine Haube zum Darunterziehen hat, dann bin ich flexibler. D.h. ich kann beide Szenarien von Wetter damit abdecken.  

Sollte mir auf dem Wasser jedoch wärmer werden als befürchtet sehe ich den Vorteil bei der integrierten Haube. Während sich die integrierte Haube jedoch während der Session nach hinten abziehen lässt, muss ich zurück an Land, um die extra Haube abzulegen.  

ION Journal cold water wetsuits

Naht ist nicht gleich Naht. Welche Unterschiede gibt es bei der Wasserdurchlässigkeit?

Grundsätzlich gibt es normale, nicht weiter verklebte „Flatlock“ Nähte und geklebte, sogenannte „Glued Blindstich“ Nähte. Wie der Name „Glued Blindstich“ schon sagt, sind diese Nähte geklebt und dazu noch vernäht und daher nahezu wasserdicht. „Flatlock“ Nähte sind angenehm am Körper und werden meistens bei dünneren Sommeranzügen benutzt, da das Verkleben erst bei einer Neoprenstärke ab 3mm möglich ist. Zu beachten ist, dass bei der Flatlock Naht durch das Neopren genäht wird, was zu Mikrolöchern im Neopren an der jeweiligen Stelle führt, wobei bei “Blindstitch” Nähten nur die oberste Schicht vom Neopren durchstochen wird. Das Neopren bekommt dadurch keine Mikrolöcher und ist daher wasserdicht.  

Zusätzlich zu den Nähten kann man den Anzug noch durch sogenannte „Powerseams“ auf der Außenseite oder „Tapings“ auf der Innenseite abdichten. Hier gilt es die Balance zu finden, denn zu viel „Powerseam“ und „Taping“ machen den Anzug steif. 

ION Journal surfing in Iceland

Wie sieht es mit der Größe aus?

Ein enger sitzender Anzug ist vergleichsweise wärmer. Daher empfehle ich beim Kauf eher eine Nummer kleiner zu nehmen, sofern das die Bewegungsfreiheit nicht einschränkt. Das Material liegt dann noch enger am Körper und weniger Wasser kann eindringen. Wenn man ins Wasser fällt und Wasser eintritt, es also einen „Wasserflush“ gibt, dann geht das bereits vom Körper im Anzug erwärmte Wasser auch wieder raus und kostet wiederum dem Körper mehr Energie.

ColdConditions_footwear_tile6

Was macht heute einen guten Surfschuh für die kalte Jahreszeit aus?

Grundsätzlich möchte ich sagen „je dicker der Schuh ist, desto wärmer ist er auch“. Ein 6/5mm Schuh ist schon bedeutend wärmer als ein nur 3/2mm starkes Modell. Für maximale Wäre empfehle ich eindeutig die Variante mit 6/5mm. Weiterhin sind vollflächige Fütterungen des Innenfutters, die Qualität der Nähte und die Flexibilität des Materials entscheidende Faktoren. Stichwort Nähte, auch hier gelten die weiter oben gemachten Ausführungen von Flatlock und Glued Blindstich. Auch beim Innenfutter gelten dieselben Punkte wie oben ausgeführt. Alles genannte ist ebenso für Handschuhe gültig.  

ION Journal cold warer surf tips

Welche fünf Tipps, um im Winter bestens ausgerüstet zu sein, möchtest du uns abschließend an die Hand geben?

1. Macht keine Kompromisse beim Wetsuit Level. Höhere Qualität macht sich im Wasser sehr schnell bemerkbar. 

2. Die Nähte: Glued Blindstich ist besser als Flatlock. 

3. Getapte Nähte sind länger wärmer als genähte Nähte. 

4. Im Zweifel die kleinere Anzuggröße wählen.! 

5. Integrierte Haube ist wärmer als eine Neo-Beanie. 

Und zum Abschluss, schütze auch insbesondere Deine Hände und Füße. Sie sind die am schnellsten auskühlenden Körperteile.