ION Tales of the waterwomen Christina Gindl

Disconnect to reconnect

Es ist ein besonderes Gefühl für den Moment & Zeit, wenn man unter Wasser ist. Ein Gefühl, das im Alltag eher flüchtig ist – ohne Lärm, Bildschirme, Eile. Nur du, das endlose Wasser und das Geräusch deines Pulses. Für Christina Gindl ist diese Stille nicht nur eine Pause von der Welt außerhalb des Wassers, sondern ein Ort an dem sie sich wirklich mit ihr selbst verbinden kann.

Als Surferin, Freediver & Abenteuerin in allen Dingen, die sich um’s Meer drehen, balanciert Christina zwischen dem Tosen brechender Wellen und absoluter Stille. Ihr Tagesablauf ist nicht durch Termine & Meetings festgelegt, sondern den Rhythmus der Natur. Tides, Wind und Wetter lassen nicht auf sich warten. Daher setzt Christina auf Intuition und die Abläufe der Natur – und findet darin einen Weg runterzukommen, in sich zu hören und die Kontrolle abzugeben.

ION Tales of the waterwomen Christina Gindl
Über Christina

WATER WOMEN LIFESTYLE

Christina ist Surferin mit Vorliebe für große Wellen. Eine „Waterwoman“ zu sein bedeutet für sie aber nicht sich nur auf Performance oder Fortschritt zu limitieren. „Weil die Wellen eben nicht jeden Tag gut sind, habe ich andere Wege gefunden den Ozean zu erleben. Daher habe ich angefangen zu tauchen, zu schwimmen, und dabei jeden Aspekt zu lieben. Es wurde zu mehr als nur Surfen, es wurde eine Art zu leben.“

Was als Begeisterung für’s Surfen begann, hat sich also zu was größerem entwickelt: Eine enge Verbindung mit dem Meer – verspielt, intuitiv, präsent.

ION Tales of the waterwomen Christina Gindl

Die Magie des Wassers

Für Christina gibt es nichts Vergleichbares mit Surfen. „Es ist ein super intensiver Sport, bei dem man nicht schwitzt – es fühlt sich reinigend, befreiend an. Jedes Mal, wenn ich ins Wasser springe, fühlt es sich wie ein Reset an.“

Doch für Christina liegt die wahre Kraft des Ozeans jenseits des Körperlichen – in seiner Unberechenbarkeit. „Du kannst ihn nicht zähmen. Du kannst die Wellen nicht kontrollieren wie einen Kite im Wind. Du sitzt im Line-up, versuchst, dieses sich ständig verändernde Wesen zu verstehen – und nimmst, was es dir gibt.“

Dieses Loslassen hat sie nicht nur als Athletin, sondern auch als Mensch geformt.

Ein ständiger Tanz zwischen den Extremen: dem ruhigen, fast lautlosen Freediving und dem wilden, lauten Big-Wave-Surfen. Der Ozean kann toben – oder vollkommen still sein. Wie passt man sich diesen Gegensätzen an? Und was lernt man aus beiden?

An einem Ende von Christinas Spektrum: Big-Wave-Surfen – Adrenalin, Kraft, Geschwindigkeit. Am anderen Ende: Freediving – ruhig, kontrolliert, meditativ. Beide Disziplinen verlangen volle Präsenz – aber auf völlig unterschiedliche Weise.

„Große Wellen zu surfen liegt mir im Blut. Ich war schon immer auf der Suche nach Adrenalin. Aber Freediving? Das musste ich mir erarbeiten. Es geht nicht nur darum, die Luft anzuhalten – es geht darum, loszulassen. Jeden Muskel zu entspannen, bevor du abtauchst.“

Gerade dieser Kontrast bringt sie in Balance. „Freediving lehrt mich, weicher zu werden. Zuhören. Runterfahren. Es ist eine Reise, auf der ich immer noch unterwegs bin.“

ION Tales of the waterwomen Christina Gindl

Von gewaltigen Wellen zur Stille unter Wasser

Wie schaltet man mental – und körperlich – zwischen diesen Zuständen um?

Für Christina ist die Antwort immer dieselbe: der Atem.

„Er ist die Verbindung zwischen beidem. Der Atem kann mich pushen – oder mich beruhigen. Er ist mein Reset-Knopf, meine Erdung. Egal ob ich mich darauf vorbereite, eine Welle zu nehmen oder in die Tiefe zu sinken – alles beginnt mit dem Atem.“

Er ist auch Teil ihres täglichen Rituals – ob durch Stretching, bewusste Pausen oder Zeit am Meer. „Selbst wenn ich nicht surfe, setze ich mich einfach ans Wasser. Spaziergänge bei Sonnenuntergang, im Auto am Meer sitzen – das holt mich zurück zu mir.“

Beim Freediving in völliger Stille hat sich Christinas Blick auf vieles verändert. „Wenn du abtauchst, fühlt es sich an, als würde die Welt ausgehen. Du hörst deinen Herzschlag, deinen Atem, deinen Körper – aber sonst ist da nichts.“

Keine Konkurrenz. Kein Lärm. Kein Druck, performen zu müssen. „Nur du. Und das verändert alles. Es hat mir beigebracht, sanfter mit mir selbst zu sein. Zu entschleunigen. Zuhören zu lernen. Und genau das hat mich auch zu einer besseren Surferin gemacht.“

ION Tales of the waterwomen Christina Gindl
Lehren aus dem Line Up

Abschalten in einer übervernetzten Welt

In einer Zeit ständiger Erreichbarkeit sehnt sich Christina nach Rückzug. „Ich liebe es, off-grid zu sein. Wenn ich reise, wähle ich abgelegene Orte – manchmal ohne Empfang. Ich bereite mich vor, plane – und dann logge ich mich aus.“

Auch zu Hause schafft sie Raum für digitale Detoxes. „Ich poste eine Story, dass ich eine Woche offline bin. Ich checke vielleicht Nachrichten für die Arbeit, aber ich scrolle nicht. Wenn ich zurückkomme, weiß ich genau, was ich erschaffen will. Es hält meinen Content ehrlich, bewusst – weniger Fast-Content, mehr echte Abenteuer und Kunst.“

Mehr als alles andere hat ihr das Meer eines beigebracht: loszulassen.

„Es gab Phasen, da habe ich mir beim Surfen extrem Druck gemacht – Fortschritt erzwingen wollen. Das hat nie funktioniert. Aber als ich losgelassen habe, einfach nur Zeit im Wasser verbrachte, ohne Erwartungen – da begann plötzlich alles zu fließen.“

Gerade beim Big-Wave-Surfen ist diese Haltung entscheidend. „Du musst auftauchen. Aber du musst auch das Meer entscheiden lassen. Keine Kraft der Welt bringt die Wellen zum Kommen. Du kannst nur bereit sein – und darauf vertrauen, dass deine Zeit kommt.“