ION Amaze Water women Gabi Steindl

Lebe wild, nicht nach Vorschrift

"Verhalte dich deinem Alter entsprechend" – ein zweischneidiges Schwert

Klar, mit dem Alter kommen (hoffentlich) Weisheit, Toleranz und Dankbarkeit. Reife bringt Mitgefühl, Weitblick und Geduld – Dinge, die man als Teenager oder Twen oft vergeblich sucht.

Aber je „ernsthafter“ das Leben wird – mit mehr Verantwortung, Verpflichtungen und manchmal auch mehr Schmerz – verlieren viele den Kontakt zu ihrem inneren Kind. Manche bauen Mauern nach schwierigen Erfahrungen. Andere tauschen Freiheit gegen Sicherheit: Hypotheken, 9-to-5-Jobs, gesellschaftliche Erwartungen.

Aber für mich ist Abenteuer eine Einstellung. Wild zu leben ist ein Mindset.

ION Amaze Waterwomen Gabi Steindl
Über Gabi

Zeitloses Abenteuer: Behalte das Feuer, nicht die Regeln

Seit ich mich in meinen Zwanzigern davon gelöst habe, anderen gefallen zu wollen und das zu tun, was sie für richtig hielten, folge ich meinem Herzen. Und das brennt noch immer – wie bei einem Kind. Voller Neugier, Leidenschaft und Lebenshunger. Dieses Feuer brennt nicht einfach so weiter. Ich musste es immer wieder neu entfachen. Ich habe Rückschläge erlebt, schwierige Zeiten durchgestanden und tiefe Trauer gefühlt. Aber ich habe nie zugelassen, dass Druck, Erwartungen oder Herausforderungen dieses innere Feuer auslöschen.

Ja, mein Lifestyle wirkt vielleicht wie der einer Zwanzigjährigen. Das ist eine bewusste Entscheidung. Für mich bedeutet „meinem Alter entsprechend leben“: weiser zu sein, geerdeter, verständnisvoller – und mich selbst besser zu kennen als je zuvor. Aber sicher nicht, ein Leben zu führen, das nicht zu mir passt. Sicherheit über Seele zu stellen. Oder irgendwelche gesellschaftlichen Boxen abzuhaken.

Es bedeutet nicht, Kinder zu haben. Oder ein Haus zu kaufen. Oder meine Zeit und Freiheit abzugeben. Und es heißt ganz sicher nicht, mein inneres Kind zu verlieren.

Surfen und Kiten sind pures Spiel – wir tanzen auf dem Wasser, wie Kinder. Diese Freude ist unbezahlbar. Und in diesem Sinne: Ich bin nie erwachsen geworden. Und genau das sollte gefeiert werden.

Wenn mehr Menschen sich dieses Feuer bewahren würden, wäre die Welt vielleicht freier, leichter und glücklicher.

ION Amaze Water women Gabi Steindl

Von Österreich zum Ozean: Ein wilder Weg

In mir war schon immer diese unbändige, unstillbare Neugier. Und je mehr ich gesehen habe, desto stärker wurde dieser Drang – besonders zu wilden, unberührten Orten.

Ich bin in meinen späten Teenagerjahren aus Österreich aufgebrochen und habe an den verschiedensten Orten gelebt. Schon als Kind, weit weg vom Meer, war Surfen mein größter Traum. Als ich dann endlich unterwegs war – reisend, arbeitend, lebend – hat mich die Vorstellung vom „Sesshaftwerden“ regelrecht erschreckt. Immer wenn sich das Leben zu bequem anfühlte, wusste ich: Es ist Zeit, weiterzuziehen.

Woher dieser Drang kommt? Keine Ahnung. Aber er war immer da. Mit sechs sagte ich zu meinem Vater: „Ich will nach Maui.“ Keine Ahnung, woher ich das überhaupt kannte – aufgewachsen bin ich in Wien, weit weg vom Meer. Aber die Anziehung war real. Auf Familienurlauben in Griechenland, der Türkei oder Italien war ich den ganzen Tag im Wasser. Mein Vater nannte mich „Seeigel“. Weil ich ständig im Wasser war – und weil ich schon immer meinen eigenen Kopf hatte.

ION Amaze Waterwomen Gabi Steindl

Allein unterwegs & geteilter Stoke

Ich liebe abgelegene Orte. Besonders die, an denen noch nie jemand gekitet ist. Das ist Nervenkitzel, Herausforderung und spirituelle Reise zugleich. Allein an solchen wilden Orten zu kiten – das ist riskant, beängstigend und unvergesslich. Aber es geht nicht nur um's Kiten.

Es geht um das Eintauchen ins Unbekannte. Um eine Reise zu mir selbst. Um Hindernisse, ums Improvisieren, um Vertrauen in mich. Um den Rhythmus mit Land und Meer. Und darum, beidem mit Respekt zu begegnen. Dort draußen, nur ich und Mutter Natur – da fühle ich mich am lebendigsten.

ION Amaze Water women Gabi Steindl

Der Ozean als Jungbrunnen

Ich glaube wirklich, dass das Meer mir geholfen hat, anders zu altern – mental, körperlich und spirituell. Wie gesagt: Surfer und Kiter sind einfach große Kinder. Diese Verbindung zum Wasser hält das Herz jung – ganz egal, was im Spiegel zurückschaut.

Auch körperlich: Das Meer fordert dich. Besonders beim Surfen – und erst recht bei größeren Wellen – musst du stark und fit sein. Ich trainiere viel im Gym, aber immer mit dem Ziel: bereit für's Meer zu bleiben. Damit ich auch mit 50 oder 60 noch in die Barrel komme. Und beim Kiten nicht nur zuschaue.

Spirituell ist der Ozean eine unendliche Quelle an Weisheit. Ein Spiegel des Lebens, der beste Lehrer überhaupt. Die Gezeiten zeigen unsere Hochs und Tiefs. Manchmal wirst du durchgerüttelt, unter Wasser gedrückt, kriegst eine volle Ladung ab. Aber du darfst nie aufgeben. Du musst weitermachen. Irgendwann kommst du zurück an den Peak – drehst Turns, Sprays, tanzt auf der Welle, fühlst dich unschlagbar.

Für mich ist der Ozean ein echter Jungbrunnen.

»Wenn ich hier in Westaustralien auf den Indischen Ozean schaue, wird mir klar, wie groß die Welt ist – und wie klein unsere Probleme im Vergleich. Allein diese Perspektive ist heilend.«

— Gabi
ION Amaze Water women Gabi Steindl

Sich selbst treu bleiben

Was meine Seele am Laufen hält – an den windstillen Tagen, wenn das Leben schwer wirkt und die Wellen Pause machen – ist der Ozean, meine Träume und das Feuer in mir. Der Blick aufs Meer erinnert mich: Es gibt so viel mehr als unseren Alltag.

Körperliche Stärke hilft mir dabei enorm. Auch wenn’s mal keinen Spaß macht – etwa im Gym – gibt mir Bewegung mentale Stabilität. Sie hilft mir, schwere Zeiten mit Mut und Anmut zu meistern.

Und dann sind da die Träume. Mein Treibstoff. Ich habe diesen verrückten Traum, eines Tages ein Segelboot zu besitzen und den Südpazifik zu durchqueren. Surfen, fischen, entdecken. Zeit mit Insel-Communities verbringen. Keine Ahnung, wie ich das finanziell stemmen soll. Aber der Traum lebt – und hält mein Feuer am Brennen.

ION Amaze Water women Gabi Steindl

Warum sich festlegen, wenn man segeln kann?

Ich habe nie den Druck gespürt, „ruhiger zu werden“ oder mich „niederzulassen“. Im Gegenteil. Meine größte Angst ist es, dass das Leben berechenbar wird. Ich blühe auf in Bewegung, Abenteuer und im Unbekannten. Meine Energie ist konstant hoch. Wären da nicht die Finanzen – ich wäre das ganze Jahr unterwegs.

Trotzdem habe ich kürzlich den wohl „erwachsensten“ Schritt meines Lebens gemacht: Mein Mann und ich haben in Margaret River ein Stück Land gekauft. Dort bauen wir eine kleine, durchdachte, nachhaltige Version eines Strandhauses – eine „Shome“, wie wir sie nennen (Shed + Home). Für mich ist das keine Niederlassung. Es ist eine Investition in die Freiheit. Wenn die Sterne richtig stehen und das Konto es erlaubt, vermieten wir das Haus – und segeln los.

Und klar – vielleicht ist es mit 70 oder 80 schön, einen Ort zu haben, an dem man ankommt. Aber jetzt? Jetzt ist es einfach der nächste clevere Zug im Spiel „Lebe wild und frei“.

ION Amaze Water women Gabi Steindl

Echtheit in einer Welt, die jung & glänzend sein will

Ganz ehrlich: Neue, glänzende Dinge interessieren mich null. Ich stehe für Nachhaltigkeit und Wiederverwertung – und kann mit Konsumwahn nichts anfangen. Ich kaufe nur, was ich wirklich brauche. Klar, ein neues iPhone oder MacBook wäre cool. Aber ich vergleiche alles mit: Könnte ich davon einen Surftrip machen? Oder ein neues Board kaufen? Die Antwort ist fast immer: Ja. Erlebnisse > Dinge (außer das neue Board ist wirklich nötig, haha).

Was den Jugendwahn unserer Gesellschaft angeht: Ich finde ihn toxisch. Und traurig. Wie können Dinge wichtiger sein als Erfahrungen, Erinnerungen und Verbindung? Ich werde es nie verstehen.

Ich glaube, die Welt ist dabei, sich selbst zu verlieren. Konsum und Geschwindigkeit zerstören Werte, Menschen und unseren Planeten. Sie sind ein Motor für die Klimakrise – und ein Risiko für kommende Generationen.

Deshalb mir selbst treu zu bleiben? Fällt mir leicht. Ich hasse Shopping. Mein Albtraum: Eingesperrt in einer Mall. Aber mit Social Media klarzukommen – das ist schwerer. Es gehört zum Job, aber es ist so gar nicht mein Ding.

ION Waterwomen Gabi Steindl

Das Abenteuer-Mindset

Ich war immer ein hoffnungsloser Perfektionist – das Gegenteil eines Abenteurers. Ich mache mir zu viele Gedanken. Aber ich arbeite dran. Und mein Abenteuergeist war zum Glück immer stärker.

Der ist es, der mich Dinge tun lässt, die andere „verrückt“ nennen. Der mich weitermachen lässt, wenn andere aufgeben. Der mich Risiken eingehen lässt – und das Kribbeln aus Angst, Neugier und Aufregung liebt.

Abenteuer ist kein Extremsport. Es ist eine Lebenseinstellung. Offen, neugierig, bereit, die Komfortzone zu verlassen. Es bedeutet, den Moment zu schätzen, wild im Herzen zu bleiben – und aus der kurzen Zeit auf diesem Planeten das Beste zu machen.

Am Ende geht’s mir nicht nur um Wind oder Wellen – sondern um ein Leben mit Seele. Geformt durch Freiheit, Feuer – und den nie endenden Ruf der Wellen.

Und in den stillen Momenten – wenn die Sonne im Meer versinkt oder das Feuer unter Sternen flackert – weiß ich: Dieses Leben, genau so wie es ist, ist das größte Abenteuer überhaupt.